Aus einer geologischen Zufallsformation wurde Landschaft wurde Geschichte wurden Geschichten wurde Literatur. Die viel- fältigen Texte über Gibraltar haben sich zu einer wahren Konkurrenz des realen Felsens aufgetürmt. Dieses literarische Bergmassiv gilt es nun zu erobern, zu rekognoszieren, zu befestigen, zu verteidigen und begehbar zu machen. Entlang einer imaginären Calle Real oder Main Street findet man Zugang zu den sich immer filigraner verzweigenden auf- und absteigenden Callejones oder Lanes. Ab und an muß man hinauf zum „Sky Walk“, der gläsernen Aussichtsplattform auf dem obersten Grat des Felsens, von wo aus der Blick über das tiefblaue Meer zu seinen Füßen entlang der Straße von Gibraltar bis zu den im Dunst liegenden Gipfeln des kleinen Atlas-Gebirges schweift oder zur oftmals geplünderten, zerstörten und wiederaufgebauten Schwesterstadt Algeciras, mit der man sich die Bucht, aber nicht deren Namen teilt – „Bahía de Algeciras“ oder „Bay of Gibraltar“.

Die lange militärische Vergangenheit Gibraltars und seine noch immer aktuelle Funktion als britischer Militärstützpunkt haben uns zu dem martialisch anmutenden Untertitel angeregt. „Im Fadenkreuz“ bedeutet in erster Linie, das Ziel konzentriert anvisieren – in unserem Fall, die ganze Aufmerksamkeit ist auf die Literatur gerichtet!
Aus dem Inhalt:
- Von 1001 arabischen Legende
- „Und sie schlugen uns zu Brei“: Die wortreiche Reconquista Gibraltars
- „Writing the Rock of Gibraltar“: Notizen zu einer literarischen Eroberung
- „El Peñón oder Gibraltar español?: Die Vergeblichkeit einer Aneignung
- „As Solid as The Rock“: Die literarische Konsolidierung
- Europäische Spolienfunde: Grotesken und Groteskes
- Yanitos/LLanitos: ein Volk, eine Sprache, eine Literatur?
- Die intellektuelle Reconquista des Peñón
Gibraltar. Im Fadenkreuz der Literatur, von Ronald & Ursula Daus. 378 S., 54 Abb. + Karten, Literaturhinweise, Bibliographie, Orts- und Personenregister ISBN 978-3-925529-38-2 59 €.
Zu den Autoren:
Ronald Daus (*1943), seit 1970 Universitätsprofessor für Romanistik an der Freien Universität Berlin und Metropolenforscher. Er unternahm zahlreiche Forschungsreisen durch alle Kontinente und lehrte als Gastprofessor u.a. in Rio de Janeiro, Mexiko-Stadt, Singapur, Manila, Guam und Tahiti
Ursula Daus (*1953), Diplom-Soziologin und Architekturkritikerin. Von 1980 bis 1990 Redakteurin von „DAIDALOS – Architektur, Kunst, Kultur“, Bertelsmann, Berlin. Seit 1997 Chefredakteurin von „KOSMOPOLIS – Interkulturelle Zeitschrift aus Berlin“, Berlin.